Immer wieder wird vermutet, dass durch eine hoch dosierte Stimulation in der IVF weniger „gute“ Eizellen entstehen.
Der Frage, ob es einen Zusammenhang zwischen Hormondosierung, Dauer der Stimulation und Anteil euploider Eizellen gibt, wurde in einer großen retrograden Studie untersucht. Euploide Eizellen sind solche, die einen regelrechten Chromosomensatz enthalten. Eizellen, die keinen normalen Chromosomensatz enthalten, nennt man aneuploid. Werden diese befruchtet und übertragen, kommt es häufig gar nicht erst zur Schwangerschaft oder es resultieren eine Fehlgeburt bzw. schlimmstenfalls ein Embryo mit Fehlbildungen.
Da die Eizellqualität stark vom Alter der Frau abhängt, wurde auch hier bei der Studie unterteilt.
Ergebnis: Weder die insgesamt angewendete Stimulationsdosis, noch die Dauer, der Östrogenspiegel oder die Eibläschengröße bei Auslösung führten zu statistisch signifikanten prozentualen Unterschieden zwischen euploiden (normalen) und aneuploiden (nicht entwicklungsfähigen) Eizellen. Hervorzuheben ist die extrem niedrige Menge an „guten“ Eizellen in der Altersgruppe > 42 Jahre. Sie lag nur bei zwischen 5 und 9 %!
Die gewonnene Eizellzahl spielte ebenfalls keine Rolle: Bei < 10 Eizellen lag sie (genau, wie bei den Frauen, bei denen > 20 Eizellen gewonnen) wurden um 7 %.
Dass „weniger = mehr“ bei der hormonellen Stimulation bedeutet, scheint also nicht zuzutreffen.
Somit ist dieses Argument für keine – oder nur eine „supergeringe“ Stimulation bei IVF / ICSI nicht berechtigt.
Dr. Peet 2.4.2021
Gelesen in: Human Reproduction 2020;35:1082-9 Autor Irani M. et al