Seit Jahren, wird immer wieder diskutiert und untersucht, ob eine gezielte Verletzung der Gebärmutterschleimhaut vor der IVF (oder Insemination) die Erfolgswahrscheinlichkeit erhöht. Ursprung dieser Überlegung war das zufällige Ergebnis einer Arbeitsgruppe, dass Frauen, die nach einer diagnostischen Hysteroskopie (Gebärmutterspiegelung), wo es naturgemäß auch zu kleinen Verletzungen der Schleimhaut kommt, im Folgezyklus eine erhöhte Schwangerschaftsrate (SSR) zu haben schienen.
Forschergruppen führten daraufhin Versuchsreihen durch, bei denen an verschiedenen Stellen- in verschiedenem Ausmaß- und an unterschiedlichen Zykluszeitpunkten Schleimhautverletzungen („Scratching“) gesetzt wurden. Die Ergebnisse sind sehr uneinheitlich und fast unüberschaubar. Insbesondere Frauen, bei denen bisher verschiedene Therapien (IVF) nicht den gewünschten Erfolg ergeben hatten nahmen die prinzipielle Möglichkeit einer Chancenverbesserung dankbar auf und Ärzte sahen sich oft gezwungen diese Maßnahme in Ihren Angebotskatalog zu übernehmen.
Auch in unserer Praxis führten wir seit etwa 2011 das „Scratching“ durch. Wir konnten über 4-5 Jahre zurückblickend keine Verbesserung der SSR feststellen. Danach führten wir dieses Vorgehen nur noch auf ausdrücklichen Wunsch der Patientin durch. Eine groß angelegte Metaanalyse vorliegender Studien in der 1468 Fälle untersucht worden – stellte Ende 2018 fest: Endometrial Scratching könnte die Erfolgsrate der IVF Behandlung bei Frauen, die bisher 1- oder mehrere Misserfolge hatten, verbessern. (A. Vitagliano et al: Endometrial Scratch injury for women with one or more previous failed embryo transfers: A systematic review and meta- analysis of randomized controlled trials, Fertility and Sterility Vol. 110, September 2018:687-702)
Die aktuellste Studie (Lensen et al: A randomized trial of endometrial scratching…New England Journal of Medicine 2019; 380:325-34) untersuchte an 1364 Frauen, von denen 50% ein Scratching“ erhielten und 50% nicht, ob diese Maßnahme die Zahl der Lebendgeburten erhöht. In beiden Gruppen betrug die sog. „Baby Take Home Rate“ 26,1%.
Dies ist nun die vorerst letzte Bestätigung, dass das Scratching KEINE positive Wirkung auf Die Geburtenrate hat.
Dr. Peet
September 2019