Kryo

Kryokonservierung

Unter der Kryokonservierung („kryo “ griechisch für Kälte) versteht man das Einfrieren und Lagern von Zellen bei Temperaturen in flüssigem Stickstoff bei -196 °C. In der Kinderwunschbehandlung werden Keimzellen in Form von Spermien (Ejakulat), Hodengewebe (TESE-Proben), Eierstock-Gewebe, unbefruchtete und befruchtete Eizellen sowie Embryonen durch spezielle Kryokonservierungs-Verfahren (slow freezing, Vitrifikation) eingefroren.
Diese empfindlichen Keimzellen werden stufenweise mit einem membranschützenden Medium (Kryoprotektivum) versetzt und der Einfrierprozess, vorrangig beim „langsamen Einfrieren“, mit Hilfe von computergestützten Temperaturprogrammen gesteuert.
Kryokonservierte Zellen können über lange Zeiträume ohne Beeinträchtigung ihrer Lebensfähigkeit gelagert werden.

Einfrieren von Spermien

Die Technik zur Kryokonservierung von Spermien existiert schon mehrere Jahrzehnte und ist in allen IVF- und andrologischen Zentren sowie in professionell geführten Samenbanken (z. B. BSB) gut etabliert. Dieses routinierte Verfahren ermöglicht, dass die durch den Einfrierprozess überlebenden Spermien (mind. 50 %) ausreichen, um später Eizellen zu befruchten. Spermien von Samenspendern zur heterologen Insemination werden aufgrund des Infektionsrisikos vor und nach einer Quarantänefrist von 6 Monaten aufwendig getestet und stehen erst dann für eine Behandlung zur Verfügung.
Spermien können bei einer Azoospermie oder vor einer Krebstherapie durch eine operative Biopsie aus dem Hoden gewonnen werden. Diese Hodenbiopsie wird ebenso nach routinierten Entnahme – und Einfrierverfahren durchgeführt und portionsweise in flüssigen Stickstoff bis zur Behandlung (ICSI-Verfahren) gelagert.

Slow freezing

Beim „langsamen Einfrieren“ werden die Eizellen im Vorkernstadium (befruchtete Eizellen, imprägnierte Oozyten) langsam unter zu Hilfenahme eines computergesteuerten Einfriergerätes abgekühlt und meist in der Gasphase bei -170 °C gelagert. Diese klassische Methode wird schon seit Jahrzehnten erfolgreich angewendet.

Vitrifikation

Die Vitrifizierung ist eine Methode, mit der unbefruchtete Eizellen, Embryonen und Blastozysten sehr schnell stufenweise heruntergekühlt werden. Es kommen dabei sehr hohe Konzentrationen von Kälteschutzmitteln zum Einsatz. Durch die Anwendung dieser rapiden und zuverlässigen Einfriermethode – insbesondere bei Blastozysten und unbefruchteten Eizellen – kommt es zu „Überlebensraten“ von bis zu 90%.

Social Freezing

Unter „social freezing“ versteht man das Einfrieren (Vitrifikation) unbefruchteter Eizellen zum Fertilitätserhalt von Patientinnen, die aufgrund persönlicher Umstände (Beruf, kein geeigneter Partner) den Kinderwunsch mit höherer Schwangerschaftswahrscheinlichkeit auf einen späteren Zeitpunkt verschieben.
Mit steigendem Lebensalter der Frau sinkt ihre Fruchtbarkeit. Die Eizellen sind immer genau so alt wie die Frau selbst, da sie, anders als die Spermien des Mannes, nicht permanent neu gebildet, sondern bereits in der frühen Embryonalphase angelegt werden.
Diese Art der Kryokonservierung/ Fertilitätserhalt ermöglicht allen Frauen eine Reserve ihrer Eizellen anzulegen und die Chance auf eine Schwangerschaft jenseits des 35. Lebensjahres deutlich zu steigern.

Kryotransfer: Vorbehandlung

Die eingefrorenen befruchteten Eizellen oder Embryonen können innerhalb eines natürlichen Zyklus oder in einem leicht stimulierten Zyklus aufgetaut und zurückgegeben werden.
Ziel ist es, die Gebärmutterschleimhaut (Endometrium) ausreichend hoch aufzubauen, dass die Synchronisierung mit dem Embryo optimal im Zyklus verläuft. Denn das Endometrium wandelt sich nach dem Eisprung um und bereitet sich auf die Einnistung vor.

Kryokonservierung: Pro und Kontra